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Marktrisiko und Preisrisiko im Überblick

K800 Marktrisiko
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Neben Kreditrisiken, operationelle Risiken gibt es auch Preisrisiken. Meist werden diese auch unter Marktrisiken oder Marktpreisrisiken zusammengefasst.  Doch was wird eigentlich genau unter Marktrisiko verstanden? Was zählt alles zu den Risiken auf den Markt und welche andere Risiken gibt es eventuell noch? Wenn du dich über eine Vielzahl von Risiken sowie der Definition informieren willst empfehle ich dir vorab den Artikel Risiko und Risikomanagement. Solltest du dich eher für Banken interessieren wäre der Artikel Risikomanagement für Banken empfehlenswert.

Arten von Marktrisiko

Marktrisiken stellen eine eigenen Risikokategorie für Banken dar. Dabei beschreiben Marktrisiken (auch Preisrisiken genannt) die adverse Veränderung von zukünftigen Marktpreisen von Vermögenswerten über eine Zeitperiode. Der Begriff Vermögenswerte beinhaltet einerseits einzelne Finanztitel als auch ein ganzes Portfolio. Die gängigsten Finanztitel bezogen auf Marktrisiken sind dabei:

  • Zinstitel
  • Aktien
  • Futures
  • Optionen
  • Swaps

Durch diese Anzahl an Titel ergeben sich auch eine Anzahl an Risiken. Aus einem Zinstitel entsteht das Zinsänderungsrisiko, aus einem Aktientitel das Aktienkursrisiko. Betreffend den oben erwähnten Finanztitel treten dadurch nachfolgende Risiken (auch in Kombination) auf:

  • Zinsänderungsrisiko
  • Aktienkursrisiko
  • Fremdwährungsrisiko
  • Rohstoffrisiko
  • Spreadrisiko
  • Konzentrationsrisiko
  • Illiquiditätsrisiko
  • Immobilienrisiko

Messung des Risikos bei Banken anhand des Marktrisikos

Die Messung des Marktrisikos erfolgt bei Banken unter Verwendung des internen Modells mit dem VaR (Value at Risk) oder dem Expected Shortfall. Beide, VaR als auch ES, sind downside Risikomaße. Dies bedeutet, sie konzentrieren sich nur auf die negative Auswirkung des Risikos (die downside). Für die Berechnung des Risikos unter Verwendung der Risikomaße VaR als auch ES benötigt es neben den Daten über einen gewissen Zeitraum zudem ein Wahrscheinlichkeitsniveau (Alpha) sowie einen Zeithorizont.

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Die Definition des VaR geschieht über die allgemeine Quantildefinition– wobei hier auf das untere Quantil spezifiziert wird. Die Berechnung des VaR besagt, dass die möglicherweise eintretenden Verluste höchsten gleich dem VaR beziehungswiese mindestens 1-Alpha sind. Dies bedeutet im Gegenschluss, dass die in Betracht kommenden Verluste höher als der VaR höchstens Alpha entsprechen. Zusammengefasst kann vereinfacht gesagt werden, dass der VaR derjenigen Verlusthöhe entspricht, welche nur mit einer Wahrscheinlichkeit von Alpha überschritten wird. Der VaR besitzt allerdings eine zentrale Schwäche: Lediglich die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Verlustes über eine kritische Grenze wird berücksichtigt, nicht allerdings die Höhe bei einem Überschreiten. Dadurch können im letzten Ende der Verteilung extrem riskante Strategien gefahren werden, welche Unternehmen (hier speziell Banken) in der Existenz gefährden. Der Wert des zuvor angesprochenen Signifikanzniveaus kann durch ein angestrebtes Rating festgelegt werden.

Expected Shortfall

Ein besseres Risikomaß mit aufwendiger Berechnung ist der Expected Shortfall. Dabei entspricht dieser dem Durchschnitt aller VaR Werte. Kurz gesagt bildet der ES den durchschnittlichen Verlust in den ungünstigsten Fällen (bei Überschreiten des VaR) ab. Bei einem gleichen Signifikanzniveau weist der ES zumindest die gleiche – meist allerdings eine Höhere – Verlusthöhe aus als der VaR. Aus diesem Grund wird ein VaR von 99% auch mit einem ES mit einem Wahrscheinlichkeitsniveau von 97,5% ersetzt, sodass ein annähernd gleiches Verhältnis entsteht. Die Umstellung erfolgt aufgrund der Schwächen des VaR – bei einem ES können keine extrem riskanten Strategien versteckt werden.

Duration

Die Duration ist eine der wichtigsten Kennzahlen (Sensitivitätskennzahl) im Anlagengeschäft. Die Duration drückt die durchschnittliche Bindungsdauer eines Vermögenswertes (etwa einer Anleihe) aus. Wenn die ersten Cash Flows bereits früh anfallen, so sinkt der Wert der Duration. Auch ein steigender Zinssatz bewirkt ein Fallen der Duration. Die Duration besitzt die Einheit Jahre. 

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Fallende Duration (geringere Anzahl an Jahren) bei: 

  • frühen Cash Flows
  • steigender Zinssatz

Die Duration ist zudem der Zeitpunkt, bei welchem der Kurswert nicht auf Veränderungen des Geld- und Kapitalmarktes (GKM) reagiert. Allerdings gilt dies nur bei einer einmaligen und anfänglichen Zinsänderung, welche sofort nach der Berechnung auftritt. Zudem müssen die Kuponzahlungen wiederveranlagt werden, es darf keine Transaktionskosten noch Steuern geben und es muss eine flache Zinsstrukturkurve vorherrschen. Nur in diesem konkreten Fall ist die Zinsänderung immunisiert. Ansonsten bedarf es laufende Anpassungen damit der Planungshorizont des Kunden (oder einer Bank) mit der Duration übereinstimmt. 

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Immunisierung des Zinsänderungsrisikos

Eine Immunisierung des Zinsänderungsrisikos ist aufgrund von gegenläufigen Auswirkungen gegeben. Ein Zinsanstieg führt zu einer Abwertung der Anleihe, wodurch der Barwert der Anleihe geringer wird. Andererseits kann durch Reinvestition (zukünftige Zahlungen werden höher verzinst) der Wert gesteigert werden, wodurch der Endwert steigt. Problematisch an der Berechnung ist die Konvexität des Zinsniveaus(kein lineares Zinsniveau), wobei Wertänderungen unter- (Wertzuwachs bei sinkenden Zinsniveau) bzw. überschätzt (Wertverlust bei steigendem Zinsniveau) werden. 

Modifizierte Duration

Um die relative Veränderung eines Kurses eine Anleihe in Abhängigkeit einer Marktzinsniveränderung berechnen zu können, benötigt es die modifizierte Duration. Die modifizierte Duration besagt, um wie viel Prozent sich der Anleihekurs ändert, wenn sich das Marktzinsniveau um 1% ändert. Die modifizierte Duration berechnet sich aus der Duration dividiert durch (1+r). 

$latex modifizierte Duration = \frac{Duration}{1+r} $

Key Rate Duration

Mit Hilfe der Key Rate Duration wird die Annahme der flachen Zinsstrukturkurve (notwendig zur Berechnung der Duration) verworfen bzw. abgeschwächt. Allerdings ist der Aufwand für die Berechnung deutlich höher, sodass meist approximativ auf die Duration zurückgegriffen wird. Jedoch wird im wissenschaftlichen Bereich die Key Rate Duration der praktisch einfachen Duration vorgezogen. Der hohe Aufwand plus das nötige Wissen können allerdings nicht immer den Mehrwert kompensieren.

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Die Key Rate Duration misst die Dauer eines Wertpapieres zu einem bestimmten Zeitpunkt entlang der gesamten Renditekurve. Wenn die Laufzeit konstant gehalten wird, kann die Key Rate Duration dazu genutzt werden, um die Sensitivität des Anleihenpreises gegenüber einer Renditeänderung von 1% zu bestimmen. 

Spotmarkt

Spotzinssätze sind Renditen von Zerobonds. Spotzinssätze werden auch Kassazinssätze genannt. Durch das ziehen der Wurzel, können auch Zerobonds mit höhere Laufzeit herangezogen werden, um den Kassazins zu berechnen. 

Marktpreis

Der Marktpreis eines festverzinslichen Wertpapieres ist definiert durch den Barwert aller zukünftigen Zahlungen. Der Barwert wird durch abzinsen über den Zeitraum erlangt. 

Absicherung von Preisrisiken und Marktrisiken

Die Absicherung von Marktrisiken geschieht über ZinsderivateZinsswaps oder Zinsfutures. Ein Zinsderivat wäre ein Forward Rate Agreement (FRA). Dies legt eine künftige Verzinsung eines Nominalvolumens zu einem festen Zinssatz über eine feste Laufzeit ab einem bestimmten Zeitpunkt fest. Dabei ist ein FRA ein außerbörsliches Zinstermingeschäft. Ein FRA 6×12 beschreibt eine Vorlaufzeit von 6 Monaten und einen Anlagezeitraum von ebenso 6 Monaten (Monat 6 – bis Monat 12). Das Agreement wird allerdings bereits zum heutigen Stichtag über eine gewisse Höhe und einen Zinssatz festgelegt. Bei einem Zinsswap (ebenso ein  Zinsderivat) tauschen Vertragsparteien hingegen meist fixe gegen variable Zinsen. Dabei orientiert sich der variable Zinssatz ein einen Referenzzinssatz (z.B. dem Interbankenzinssatz EURIBOR). Zinsfutures hingegen werden nicht außerbörslich gehandelt und eignen sich zur Absicherung aufgrund von unterschiedlichen Laufzeiten und Faktoren nicht optimal. Meist reagieren Zinsfutures unterschiedlich auf Zinsänderungen, wodurch schlussendlich das Zinsänderungsrisiko nicht gehedged (abgesichert) werden kann. 

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